Je geheimnisvoller, je undurchsichtiger die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfahren, je "seriöser" das Auftreten der Propagandisten mittels Kravattismus, Luxuskarre, Titulatur oder gar Amtlichkeit, je drastischer und teurer der Eingriff in die geplagte Bausubstanz, je kostenintensiver der Wartungs- und Betriebsaufwand, umso besser und überzeugender für den durchnässten Bauherren? Doch nicht jeder Hausbesitzer ist ein Fuchs. Und so binden die Feuchteexperten, Hausdoktoren, Bauphysiker oder - gaaaanz einfach nur - Bautenschützer / Bausanierer / Mauertrockenleger nicht gerade selten dem armen Bauherren den teuren Bären auf, es handle sich ausgerechnet bei seiner salzigen Feuchtigkeit / Nässe / Mauerfeuchtigkeit / Mauernässe / Wandfeuchtigkeit / Wandnässe um "aufsteigende" oder reine kondensierende und bei ihrer einmaligen Isolierungs-/Kaschierungs- oder gar Feuchte-auf-immer-und-ewig-Wegzauberungs-Methode um etwas gaaanz Sicheres, wissenschaftlich erprobt und ausgetestet, WTA-/DIN-/ÖNorm-qualitätsgesichert. Notfalls mit Geld-zurück-Garantie. Mit untersuchungsgestütztem Nachweis des Trocknungserfolgs, egal wie feucht die "behandelte" Feuchte im Bauteil noch vor sich hin dunsten mag.
Cloride | < 0,2 M-% | 0,2 bis 0,5M-% | > 0,5M-% |
Nitrate | < 0,1 M-% | 0,1 bis 0,3 M-% | > 0,3 M-% |
Sulfate (bez. auf leicht lösliche Sulfate) | < 0,5 M-% | 0,5 bis 1,5 M-% | > 1,5 M-% |
Bewertung (Maßnahmenbedarf nicht nur von Salzbewertung abhängig) | Belastung gering - Maßnahmen im Einzelfall erforderlich. | Belastung mittel - Weitergehende Untersuchungen zum Gesamtsalzgehalt (Salzverbindung, Kationenbestimmung) erforderlich. Maßnahmen im Einzelfall erforderlich. | Belastung hoch - Weitergehende Untersuchungen zum Gesamtsalzgehalt (Salzverbindung, Kationenbestimmung) erforderlich. Maßnahmen erforderlich. |
Aus einer nicht ganz untypischen Beratungsanfrage (25.8.07):
Nun, die empfohlenen Maßnahmen haben einmal die "Aufsteigende Feuchte" im Blick. Drei mal kurz gelacht! Seit wann gibts den sowas? Oder sie wollen nur kaschieren, ohne die Feuchte abzustellen. Kann denn das wirklich sinnvoll sein? Wird das die schimmelpilzfördernde Wohnfeuchte verringern? Aber nein!!!
Hier möchte ich das hochverehrte Publikum mal auf das Sensationsurteil mit perfekter deutscher Rechtssprechung gegen die Trockenlegungs-/Sanierungs-Branche hinweisen, das leider kaum bekannt ist und am Saniermarkt doch ziemlich aufräumen könnte:Der Auftraggeber hat entsprechend Empfehlung (= auftragnehmerseitige Planung) diesen Auftragnehmer beauftragt. Die Horizontalsperre wurde auftragsgemäß und selbstverständlich mangelfrei eingebaut, bei hohen Kosten und mit vorhersehbar keinerlei Ergebnis im Hinblick auf die damit erwartete Trockenlegung. Obwohl die angebotene Leistung also fach- und sachgemäß ausgeführt wurden, hat die Firma die von ihr als Nebenpflicht des Werkvertrags geschuldete Beratungspflicht im Zuge der Ursachenermittlung bzw. Schadensanalyse verletzt. Da sich die von ihr sinnlos erneuerte Horizontalisolierung als nicht zielführend und unbrauchbar erwies, mußte sie dem Bauherren den vollständigen Werklohn zurückzahlen - gem. BGB §§ 280 Abs. 1; § 311 Abs. 2 Nr. 1.
Und hier noch ein, zwei herrliche Laien- & Fachleute-Diskussionen im Fachwerkforum: