Welches Eigeninteresse könnten radikalliberale Aristokraten haben, um sich für ihre Ziele der scheinbar so aufmüpfigen Grünen bedienen zu wollen, und könnte das nicht bestätigen, daß die bürgerliche Herrenschicht ein richtiges Gespür für die Notwendigkeiten der Zeit besitzt?
Die erste Frage läßt sich, wenn man die Funktion des Marktes genauer bedenkt, leicht durchschauen. In Zeiten wenig konzentrierter Wirtschaftsmacht wollen viele Menschen ihr Angebot auf den Markt bringen. Erfolgreich sind diejenigen, denen das mit dem geringsten Aufwand gelingt, die also dank modernster Technik noch bei den niedrigsten, herunterkonkurrierten Preisen einen Gewinn machen. Bei hoher Konzentration schlägt der Marktmechanismus ins Gegenteil um. Den größten Gewinn machen diejenigen, die das Angebot drosseln und die Angebote anderer vom Markt fernhalten können.
Dazu sind drei Vorgehensweisen nötig:
1. Kontrolle des Kredit(Investitions)marktes durch konzentrierte Banken,
2. Kontrolle der Energie und hohe Energiekosten und
3. Umweltgesetze, um feingesteuert bestimmte Investitionen und Produktionen zu erschweren (z. B. Ausschaltung des innovativen Mittelstandes zu Gunsten transnationaler, von den Banken beherrschter Unternehmen).
Die Grünen beschimpfen zwar gerne die Finanzwirtschaft, sie tun das aber auf eine recht oberflächliche, wenig treffende Art. Wichtiger ist, daß sie sich modernen, produktionstechnischen Entwicklungen in den Weg stellen und die unmittelbarer wirkende zweite und dritte Vorgehensweise rechtfertigen.
Der Generalverdacht der Grünen richtet sich gegen das durch Technik verstärkte menschliche Handeln. Dieses verurteilen sie, vor allem, wenn es wirksam ist, weil es das freie Wirken der Natur (der Biosphäre ohne Menschen) beeinträchtigen und somit prinzipiell mehr Schaden als Nutzen anrichten soll. Es geht also nicht um die Vermeidung oder Behebung einzelner Schadensquellen für die Umwelt mit verbesserten technischen Mitteln. Statt wie in der bisherigen menschlichen Geschichte Grenzen des Wachstums durch wissenschaftlich-technische Entwicklung zu überwinden, soll die menschliche Gesellschaft sich nun an diese halten, die prinzipielle Entwicklung ihrer technischen Möglichkeiten einstellen, sich auf die Tragekapazität der Erde beschränken, sich in ein von Natur vorgegebenes Gleichgewicht einfügen und dem entsprechend ihre Ressourcen-Entnahme aus der Natur und deren Umwandlung in Abfällen eingrenzen.
Zweifellos können menschliche Wissenschaft und Technik nicht nur begangene Umweltsünden überwinden, sondern die Biosphäre aktivieren, das Wachstum fördern, vom Aussterben bedrohten Arten Lebensraum freihalten und die Landschaft reichhaltiger machen und damit sogar das Klima verbessern. Sie haben das insgesamt und mancherorts in besonderem Maße auch getan, z.B. durch die Renaturierung ehemaliger Braunkohlegruben im Kölner Revier. Ob das mit marktwirtschaftlichen Mitteln unter einem modernen, selbst grünen Management gelingen kann, läßt sich bezweifeln.
Die grünen Vorgehensweisen laufen auf einen stationären Zustand der Gesellschaft hinaus und bedeuteten nach "altlinkem" Verständnis, die Entwicklung des Unterbaus (der Produktivkräfte) anhalten, um den Druck, der sich daraus zur Revolutionierung des Überbaus (Herrschaftsstruktur) ergibt, verpuffen zu lassen. Allerdings hat die grüne Einstellung weitergehende Auswirkungen auf die gesamte Kultur, das Menschsein und natürlich für die Versorgung der Menschen, ihre Überlebensmöglichkeit.
Die grüne Ideologie sieht den Menschen nicht mehr als einen bewußten, verantwortlichen Heger, Pfleger und Verbesserer der Biosphäre, sondern als ein bedürfnisgeleitetes Säugetier neben anderen, dem es tragischerweise nur gelungen ist, aus dem Gleichgewicht der biologischen Kräfte auszubrechen, und auf Kosten anderer Lebewesen so zu wuchern, daß er das biologische Gleichgewicht stört und dadurch sogar sein eigenes Überleben gefährdet. Ist der Mensch nur Herdenvieh, dann steht der Verminderung seiner Anzahl durch "kultivierende" Maßnahmen nichts mehr im Weg Problematisch sind allen falls die Mittel und die Legitimation der Entscheidungsträger. Deshalb werden indirekte Methoden (Hunger, Krieg Seuchen) den direkteren (wie z.B. Todeszellen, Gaskammern) vorgezogen. Damit werden die Grünen der Würde und dem Wesen des Menschen offensichtlich nicht gerecht.
Das grüne Weltbild gründet sich auf die von der Marktideologie nahegelegte Vorstellung vom Gleichgewicht als Idealzustand. Einen solchen Zustand hat es in der Natur nicht gegeben und kann es auch nicht geben. Zwar täuscht der Tages- oder Jahresrhythmus stetige Kreisläufe vor, zwar erwecken sich über lange Zeiträume erstreckende Phasenverschiebungen den Eindruck von Gleichgewichtszuständen. Tatsächlich ist in der Natur alles im Fluß, selbst Sonnen verglühen und Galaxien kollabieren in der Zeit. Konzentrierte Energie zerstrahlt sich entropisch im weiten Raum, wenn es nicht gelingt, sie wieder in entwickeltere und damit konzentrierte Formen negativ-entropisch zu bündeln. Die Fähigkeit zur Negentropie ist das Wesen des evolutionären Lebens, insbesondere des vernunftbegabten Menschen, solange er sich seiner Vernunft bedient (und sie ihm nicht durch allerlei Bildungsreformen abgewöhnt wird).
Die biologische Evolution mag das verdeutlichen. Eine bestehende Symbiose von Organismen verdünnt, indem sie lebt, die ihr als Rohstoffe dienenden Substanzen in der sie umgebenden anorganischen Welt. Sie läuft damit ihrem eigenen Ende entgegen. Erst wenn es ihr gelingt, die vorhandenen Rohstoffe besser und weitere Stoffe zusätzlich als Rohstoffe zu nutzen, kann sie ihre Leben als Symbiose auf Dauer erhalten. Sie kann es aber nicht, in dem sie im vorhandenen Gleichgewicht bestehen bleibt. Sie muß sich ändern und zwar so, daß sie komplexer wird, indem sie zum Beispiel die Nahrungskette durch zwischengeschaltete neue Arten verlängert oder lernt, durch gesteigerte Energiedichte ihrer biologischen Prozesse die Nutzung der bisherigen Rohstoffe zu steigern und neuer Stoffe zu verwenden. Stillstand im Gleichgewicht ist Tod, Leben besteht in der zielgerichteten Veränderung seiner selbst und seiner Umwelt. Die Gleichgewichts-Ideologie der Grünen ist im Prinzip lebens- und naturfeindlich.
Das ist auch der Grund, weshalb die Kernenergie im Zentrum grüner Ablehnung steht. Die angebliche Unbeherrschbarkeit der Kernenergie und die vorgeschobenen Aufbewahrungsschwierigkeiten ihrer Abbrände erweisen sich angesichts der heut schon verfügbaren technischen Möglichkeiten als bewußte Täuschung. Tatsächlich lassen sich (wenn man das wirtschaftlich wollte) physikalisch sichere Reaktoren (HTR oder mit Beschleunigern gezündete Kernreaktoren) bauen und instabile, radioaktiver Kerne mit Hilfe harter Neutronen z.B. in Schnellen Brütern oder aus gezielter Spallation in stabile umzuwandeln (Transmutation).
Hintergrundinfo: FAZ: Transmutation - Die zauberhafte Entschärfung des AtommüllsKernenergie ist auch das Mittel, um tatsächliche Umweltprobleme wirklich zu beheben, nämlich anfallende Abfälle produktiv wiederzuverwenden. Warum sie das ist, wäre einfach zu durchschauen. Unsere Erde ist endlich. Zu ihrer Masse kommt (von geringen kosmischen Einstrahlungen abgesehen) nichts Wesentliches hinzu, sie verliert auch nichts. Ihre Masse besteht aus wechselnden Verbindungen von nur rund 90 stabilen Elementen (Atomarten, ohne ihre Isotope). Demnach besteht das Umweltproblem, wenn man von der Zersiedelung der Landschaft (z.B. durch energetisch unerhebliche Windmühlen) absieht, nur in der Anreicherung unerwünschter, chemischer Verbindungen an bestimmten Orten. Beide Probleme lassen sich mit Hilfe von Energie beheben, indem man die Substanzen umverteilt und - wichtiger noch - die unerwünschten chemischen Verbindungen (Abfälle) löst und die dann freigesetzten Elemente zu anderen erwünschten Stoffen neu verbindet. Dies kann sinnvoller Weise nicht mit Hilfe chemischer Energie geschehen, die aus der Herstellung oder Lösung chemischer Verbindungen (wie z.B. bei der Verbrennung) gewonnen wird, weil dabei weitere unerwünschte Verbindungen entstehen (z.B. das zu Unrecht als Klimagift verschrieene CO2). Kernspaltung oder Fusion liefert pro Atom, beziehungsweise Molekül millionenfach mehr und dichter Energie als Verbrennung. Ohne Kernenergie gibt es keinen ernsthaften Umweltschutz, sondern nur eine sich entropisch verbrauchende Umwelt, der lediglich die Photosynthese von CO2 und Wasser durch Pflanzen mit Hilfe des Sonnenlichts etwas entgegenwirkt.
Gerade im Nutzen der Kernenergie liegt also der Grund für die Feindschaft der grünen Verfechter der "Dreifachen Revolution". Mit ihrer Hilfe lassen sich die durch Umweltprobleme heute scheinbar vorgegebenen Grenzen des Wachstums überwinden, was ihre Revolution unnötig machen würde. Die Kernenergie, vor allem auch in der Form der Kernfusion, eröffnet der Menschheit bisher noch nicht zu übersehende Entwicklungsmöglichkeiten, Möglichkeiten, welche die Eliten der Dreifachen Revolution wahrscheinlich erst dann wahrnehmen wollen, wenn sie ihre Macht über die verdummte Masse Mensch und die Gesellschaft unumkehrbar gemacht haben. Diese Möglichkeiten allen Menschen und ihrer persönlichen Weiterentwicklung fruchtbar zu machen, rechtfertigt den Kampf gegen die in unterschiedlichen Parteifärbungen, aber vor allem "grün" auftretenden Endzeitprogrammierer der geplanten Dreifachen Revolution der Manager und Meinungsmanipulatoren.
Wie ist nun die Interessengleichheit zwischen den neokonservativen Vordenkern der Führungskader transnationaler Großunternehmen und den scheinbar oppositionellen Grünen, die erstere in ihren Wahlkampfreden und -aufrufen häufig und heftig angreifen, zu verstehen? Diese Frage betrifft vorwiegend die innere Führung der Grünen, weil ihre oft nur naturromantischen Mitläufer diesen Zusammenhang kaum bemerkt.
Einen Hinweis auf die mögliche Antwort findet man in Studien zum Gruppendiskussionsverfahren der sog. Frankfurter Schule aus den fünfziger Jahren. Hier kritisiert Adorno die Propaganda der "totalitären Staaten", als unwirksam, weil sie versucht den Menschen eine feste Meinung aufzunötigen. Dem würden sich die Menschen aber instinktiv widersetzen. Sinnvoller sei es, den Menschen Meinung und Gegenmeinung anzubieten und zwar der Art, daß sie - wenn sie eine der angebotenen Positionen beziehen, die gewünschte "Epistemologie" (Form des Denkens) einnähmen und damit durch scheinbar eigenes Nachdenken von alleine zu den gewünschten Schlüssen geführt werden. Werden die "einfachen" Menschen unter dem modernen "share holder value" (Eigentümerwertsystem) zu bloßen Wirtschaftsfaktoren, zu zweckdienlichen Objekten, so macht die grüne Ideologie daraus bloße biologische Wesen, die dem Schlachtvieh prinzipiell gleichgestellt sind. Wer sich selbst für so etwas hält, mag die Konsequenzen der Politik beider, die auf dasselbe hinausläuft, tragen, nämlich die immer schlechtere Versorgung der "breiten Masse". Wer an sich und seine Mitmenschen Ansprüche stellt, die über ein solches Menschenbild hinausgehen, wird sich der grünen Ideologie und der damit verbundenen Politik widersetzen, ohne auf die Politik der nur zum Schein entgegengesetzten Neokonservativen hereinzufallen.
Aufschlußreich hierzu, was Prof. Dr. Bernd Rabehl, engster Mitstreiter des unvergeßlichen Rudi Dutschke, Aktivist in APO und SDS und mit ihm einer der geistigen Gründerväter der GRÜNEN, zu "seiner" Partei heute sagt (National-Zeitung 22.10.04, Interview mit Prof. Dr. Rabehl, S. 5):
"National-Zeitung:
Rudi Dutschke und Sie waren an der Konzipierung einer grünen Partei beteiligt. Was würde
Dutschke Ihrer Meinung nach zu den heutigen Grünen sagen?
Rabehl: Die heutigen Grünen sind eine Art FDP, Liberale. Sie repräsentieren die Staatsanwälte, Richter,
Advokaten, Architekten, die aus ´68 hervorgegangen sind und einen hohen Lebensstandard genießen. Außerdem sind sie eine
proimperialistische Partei geworden, die sich für Israel und vor allem die USA einsetzt und die nicht Rechenschaft darüber gibt, warum
ihr Antiimperialismus plötzlich zu Proimperialismus umgeschlagen ist. Auch ist zu vermuten, dass einige Akteure schlicht gekauft wurden.
National-Zeitung: Aber dagegen, dass die Grünen Liberale seien, spricht, dass sie die
Bannerträger der zunehmenden Tabuisierung sind, die Sie beklagen.
Rabehl: Das hat ja nichts mehr mit dem ursprünglichen Liberalismus zu tun. Die Grünen sind liberal im FDP-Sinn: Eine Position
zu besetzen, die einen bestimmten akademisch-intellektuellen Mittelstand repräsentiert. Die Grünen wollen die Rolle der FDP
übernehmen, sowohl als Zünglein an der Waage als auch hinsichtlich der Klientel. ..."
Da versteht man freilich besser, warum die FDP die grüne Konkurrenz obergrün überholen will und die Grünen im Gegenzug dem USA-Raubtierkapitalismus und -Militarismus mit natoolivgrüner Note huldigen. So wird das deutsche Volk nun nicht mehr nur von den Sozialdemokraten ...(selbst ausfüllen). So ist eben das Parteiengeplänkel.
Der ultimative Tipp
Das gar lustige Klima-Forum unserer Depressiv-Verkalkten (2001 schon abgestorben, aber immer noch aktuell):
www.seniorentreff.de/Diskussion/Klimaerwärmung
Vorsicht - Dialektik! Zur Befriedigung masochistischer Ratten und Rättinnen - der Wiss. Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen WBGU