Subject: "Solarstromwerk" Espenhain
From: Ufer-L@t-online.de (Ufer-L)
To: <Chefredaktion@lvz.de> (Leipziger Volkszeitung)
Date: 06 Apr 2004 18:28
Sehr geehrter Herr Hilder,
schon mindestens zum dritten Mal informieren Sie heute über die Photoltaikanlage (PVA), die sich in Espenhain in Bau befindet. Und Sie berichten durchgehend euphorisch darüber. Wenn die Anlage als "größte in Europa" vorgestellt wird, dann sind sicher die meisten Ihrer Leser sehr beeindruckt von dieser technischen Leistung.
Ich möchte Sie, sehr geehrter Herr Hilder, der Sie ja noch "Neu-Leipziger" sind, darauf hinweisen, dass sich in Sichtweite dieser Photovoltaik-Anlage das Braunkohlenkraftwerk (BKW) Lippendorf befindet. Dieses Werk gehört zu den modernsten Braunkohlenkraftwerken nicht nur Europas, sondern der Erde. Ein Vergleich der Anlagen, die beide den Zweck haben, elektrische Energie zu erzeugen, ist daher naheliegend.
Gestatten Sie mir deshalb, Sie mit einigen Zahlen zu "belästigen", die ich leider noch nie in der LVZ lesen konnte:
1. Die elektrische Leistung der PVA Espenhain beträgt 5 MW (Megawatt = 1000 kW), die des BKW Lippendorf 1.866 MW (1 : 373,2)
2. Mit einem kW installierter Leistung lassen sich in der PVA Espenhain rund 800 kWh/Jahr erzeugen. Im BKW Lippendorf sind das mindestens 8.000 kWh (1 : 10)
3. Die spezifischen Investitionskosten betragen bei der PVA Espenhain 4.400 EUR/kW (22 Mio. EUR/5 MW), im BKW Lippendorf lagen sie bei 1.123 EUR/kW (1 : 0,255)
4. Die spezifischen Kosten der PVA Espenhain liegen laut EEG bei 45,7 ct/kWh, im BKW Lippendorf betragen die Erzeugungskosten ca. 2,5 ct/kWh (1 : 0,055)
5. Anzahl der "versorgbaren Haushalte" (eine für die Bewertung von erneuerbaren Energien sehr beliebte Kennziffwer, obwohl es ja außer Haushalten auch noch weitere Verbraucher gibt!): Nicht ein einziger Haushalt kann durch eine PVA im vollen Wortsinn "versorgt" werden, weil in der überwiegenden Zeit eines Tages oder Jahres keine oder nur wenig elektrische Leistung bereitgestellt werden kann. Genau so sieht das übrigens auch bei Windenergieanlagen aus. Beim BKW Lippendorf sind es (theoretisch) 4 Millionen Haushalte.
6. Durch die PVA Espenhain werden 3.700 t CO2 eingespart? Bei energiebedingten CO2-Emissionen von 833,6 Mt (2002) in Deutschland bringt die PVA Espenhain eine Reduzierung um 0,00044 %! Für 22 Mio. EUR! - Und das bei dem bekanntlich höchst fragwürdigen Einfluss des CO2 auf die Klimaentwicklung!
Auch wenn 100, 1.000 oder 10.000 solcher "Riesen"-Anlagen in Deutschland installiert würden: Eine CO2-Absenkung wäre nicht nachweisbar! Immerhin darf man nicht vergessen, dass ständig konventionelle, d. h. CO2-emittierende, Kraftwerke in Betrieb gehalten werden müssen, um die allzu häufigen Leistungsausfälle der PVA zu kompensieren. Die erforderlichen Investitionskosten wären dagegen aber durchaus spürbar!
Bitte überlegen Sie in diesem Zusammenhang, welchen Einfluss die PVA Espenhain auf das globale Klima haben könnte! (Die energiebedingten CO2-Emissionen der Erde lagen 2002 bei 24 Gt = 24 Mrd. Tonnen)
Ich will dabei noch kein Wort zu den wissenschaftlich durchaus noch höchst unsicheren Erkenntnissen über den Zusammenhang zwischen CO2 und Klima-"Aufheizung" verlieren . . .
Ich weiß nicht, sehr geehrter Herr Hilder, ob Sie diese Daten und Zusammenhänge persönlich interessieren. Eine sachliche Aufklärung Ihrer LVZ-Leser darüber wäre aber durchaus angebracht. Immerhin wird unsere Region durch den Braunkohlenbergbau und durch Braunkohlenkraftwerke mit geprägt.
Zum Schluss - zu Ihrer persönlichen Information - zwei Leserbriefe zu diesem Thema aus der NZZ vom letzten Wochenende:
Neue Züricher Zeitung, 3./4. April 2004
Briefe an die NZZ:
CO2-Abgaben und Klimarappen
Recht hat der Verfasser («CO2-Abgaben, Klimarappen oder gar nichts», NZZ 15. 3. 04), wenn er für einen
Bewusstseinswandel plädierte hin zum sparsamen Umgang mit Energie. Dass er den natürlichen Klimawandel zum
Anlass nimmt, einen CO2-Beelzebub mit kostspieligen Folgeschäden an die Wand zu malen, ist zwar derzeit in Mode,
dennoch auf dem mittelalterlichen Niveau der Fegefeuerandrohung für Sünder. Unrecht hat der Verfasser
vollends, wenn er meint, mit erneuerbaren Energien Arbeitsplätze zu schaffen.
Von Deutschland kann man lernen. Hier behindert das Spekulieren auf neue Arbeitsplätze der
CO2-Einspar-Branche geradezu den sinnvollen Umgang mit Energie. «Einsparverhalten zerstört die
Wettbewerbsfähigkeit von Einspartechnologien», dieser Satz stammt aus der Schrift eines Mitarbeiters des
Bundeswirtschaftsministeriums und spricht für sich. Deutschland setzt auf CO2-Einspar-Technologien und deren
Arbeitsplätze, nicht auf sinnvolles Energiesparen Nichts wird unterlassen, was die Energiepreise in die Höhe
treibt. Die Folge: Natürlich werden einige Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien geschaffen.
Aber im Gegenzug verlassen schon jetzt zahlreiche energieintensive Betriebe unser Land, Tendenz steigend.
Arbeitsplatzbilanz: negativ. Wirkung auf den Verlauf des Klimas: keine - Meinen die Schweizer, das Klima reagiere auf
CO2-Abgaben oder Klimarappen? Putins Berater nannten die Kyoto-Vereinbarung «leeres Stroh dreschen». Keiner
wird die Schweizer hindern, wenn auch sie eine "Leeres-Stroh-Dresch-Abgabe" einführen wollen. Wundern würden
sich dennoch die Bewunderer der Schweiz.
Hanna Thiele (D-Ronnenberg)
und
Schwankende Produktion von Solarstrom
Zum Artikel «Solarstrom auf dem Prüfstand» in der Beilage
Forschung und Technik (NZZ 10. 3. 04) stellt sich noch eine massgebliche
Frage. Es ist zwar interessant zu erfahren, wie sich die Kosten für
Solarstromanlagen seit 1989 massiv gesenkt haben. Ein mindestens ebenso
wichtiger Aspekt ist leider nicht erwähnt worden. Die Erzeugung elektrischer
Energie muss nämlich genau in dem Moment erfolgen, in dem sie vom
Verbraucher benötigt wird, dies im Gegensatz zu Benzin oder
Heizöl, die sich problemlos lagern lassen. Deshalb sollte der Autor des
Artikels aufzeigen, wie die durch Photovoltaik gewonnene Energie im Tagesverlauf
und im Jahresverlauf erzeugt wird. Denn was nützt der Schweiz zusätzliche
teure elektrische Energie primär im Sommer, da. unsere Werke auch
bei teilweise abgestellten Kernkraftwerken ohnehin exportieren?
Kaspar F. Wyss (Küsnacht)
Ich würde mich sehr freuen, Ihre Meinung zu den aufgeworfenen Fragen zu erfahren.
Mit besten Grüßen und allen guten Wünschen für ein frohes Osterfest
Ihr Leser
Dr. rer. oec., Ing. Dietmar Ufer
Grünewaldstraße 1 04103 Leipzig
Martin Durkin: The Great Global Warming Swindle, CD mit dem sensationellen Klimaschocker-Film, der die mediale Aufklärung rund um den Ökoterrorismus kräftig anfeuerte.
Empfohlene und weiterführende Literatur der Ökokritiker / Klimaleugner / Klimaschutzskeptiker: